Begleite uns in den Maschinenraum und sieh dir an, wie die Abwärme der Schiffsmotoren in Dampf umgewandelt wird – eine Energiequelle, die das Schiff sowohl beheizt als auch mit Strom versorgt.
Als die beiden Schwesterschiffe 2013-14 vom Stapel liefen, waren sie die weltweit ersten großen Kreuzfahrtfähren, die ausschließlich mit umweltfreundlichem Flüssigerdgas (LNG) betrieben wurden. Mit "lokal" erzeugter Energie, die an Bord aus der Abwärme der Schiffsmotoren gewonnen wird, macht Fjord Line einen weiteren großen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit.
"Wir nutzen die hohe Wärme der Abgase, um Dampf zu erzeugen, der sowohl zur Beheizung als auch zur Stromerzeugung durch eine Dampfturbine verwendet wird. Der Dampf deckt den Wärmebedarf, während der Strom die Beleuchtung an Bord sicherstellt. Man kann es mit einem Mini-Kraftwerk vergleichen", erklärt Jimmi Astor Soelberg, leitender Chefingenieur auf der MS Stavangerfjord.
Wenn ein Kreuzfahrtschiff den Hafen verlässt und Kurs auf sein Ziel nimmt, kommen gewaltige Kräfte ins Spiel. Die vier mit Erdgas betriebenen Schiffsmotoren auf jedem der Schwesterschiffe von Fjord Line treiben Kolosse von 15.000 Tonnen mit hoher Geschwindigkeit und bis zu 1.500 Passagieren an Bord an.
Diese enorme Motorleistung erzeugt Abgase mit extremen Temperaturen von bis zu 480 Grad, die normalerweise einfach "durch den Schornstein" verdampfen würden. Doch an Bord der beiden Schwesterschiffe von Fjord Line wird diese Abwärme für einen nachhaltigen Zweck genutzt: zur Beheizung des Schiffes und zur Eigenproduktion von Strom – ein großer Gewinn für die Umwelt.
"Durch die Wiederverwendung dieser Energie decken wir bis zu 95 % des Energiebedarfs für die Beheizung an Bord und sparen erheblich an Kraftstoff. Insgesamt decken wir 40 % des gesamten Energiebedarfs der Schiffe," erklärt Jimmi Astor Soelberg, leitender Maschinenchef auf der MS Stavangerfjord.
Um zu verstehen, wie dieser Prozess funktioniert, werfen wir einen Blick hinter die Kulissen und fahren mit dem Aufzug hinunter auf Deck 2 – dem technologischen Herzstück des Schiffes, wo Wärme in Energie umgewandelt wird. Unten im Maschinenraum, fast am Boden des Schiffes, befinden sich vier LNG-Motoren, die auf zwei Maschinenräume verteilt sind – einen vorderen und einen hinteren. Im hinteren Bereich des Schiffes finden wir auch den Kontrollraum – das Kommandozentrum des Schiffes.
"Vom Kontrollraum aus steuern und überwachen wir alles, was an Bord geschieht, einschließlich der Motoren und der Dampfturbine," erklärt Soelberg und führt weiter aus:
"Die Schiffsmotoren treiben die Propeller mit Erdgas an, wobei die Motoren Abgase mit Temperaturen von bis zu 450–480 Grad abgeben. Diese Abwärme nutzen wir, um Dampf zu erzeugen – der wiederum Elektrizität erzeugt," erklärt Soelberg.
Chefingenieur Soelberg ist seit 17 Jahren Teil von Fjord Line und spielte eine Schlüsselrolle beim Bau der MS Stavangerfjord und MS Bergensfjord in den Jahren 2013 und 2014. Die LNG-Technologie und das integrierte Mini-Kraftwerk zur Energierückgewinnung waren zentrale Lösungen, um die Vision eines nachhaltigen Schiffsbetriebs seitdem zu verwirklichen.
Bei dem gleichmäßigen Brummen der Motoren erklärt der Maschinenchef, wie der Umwandlungsprozess beginnt. Zuerst wird die Wärme der LNG-Motoren in große Dampfkessel geleitet, die mit Wasser gefüllt sind.
"Die heißen Abgase erhitzen große Mengen Wasser, die durch ein Netzwerk von Rohren in den Kesseln zirkulieren. Wenn das Wasser den Siedepunkt erreicht, verdampft es zu Dampf. Ein Teil des Dampfes wird zur Beheizung verwendet, während der Rest in den Turbinenraum weitergeleitet wird. Dort treibt der Dampf eine Turbine an, die mit Hilfe eines Generators Strom erzeugt," erklärt Soelberg.
Die Nutzung von Abwärme zur Stromerzeugung bringt sowohl ökologische als auch betriebliche Vorteile. Da LNG-Motoren höhere Abgastemperaturen als herkömmliche Motoren haben, ist die Wärmerückgewinnung besonders effizient.
"Dieses System ermöglicht es uns, sowohl Emissionen als auch Kraftstoffverbrauch zu reduzieren, indem wir die Abwärme maximal nutzen. Es ist eine effektive Möglichkeit, die Schifffahrt nachhaltiger zu gestalten," schließt Soelberg ab.
LNG (Liquefied Natural Gas) ist ein Erdgas, das erhebliche Klima- und Umweltvorteile bietet: 25 % weniger CO2-Emissionen sowie 90 % weniger Stickoxide (NOx), Schwefeloxide (SOx) und Partikel. |
Fjord Line setzt auf "Dual Fuel"-Motoren, bei denen der Antrieb in der Regel mit LNG erfolgt, wobei Dieselmotoren in besonderen Situationen wie bei LNG-Knappheit eingesetzt werden können. |
Die Verbrennung von LNG erzeugt Abgastemperaturen von bis zu 480 °C, etwa 180 °C höher als bei Dieselmotoren. Die zusätzliche Wärme macht die Wärmerückgewinnung besonders effizient. |
Perfektes Zusammenspiel: LNG-Motoren können Abwärme zur Stromerzeugung nutzen, die bis zu 40 % des Energiebedarfs der Schiffe deckt. Das reduziert den Kraftstoffverbrauch und steigert die Nachhaltigkeit. |
Jährliche Einsparung: Die MS Stavangerfjord spart durch den Einsatz von Dampfturbinen an Bord etwa 750 Tonnen Diesel pro Jahr, was einer CO2-Reduktion von 2.300 Tonnen entspricht. |
Schon in der Antike nutzten die Römer die Wärme von Feuerstellen, um durch ein Netz von Kanälen sowohl Böden als auch Wasser zu beheizen. Die heutigen hochmodernen Wärmerückgewinnungssysteme basieren auf dieser einfachen Idee, jedoch mit modernster Technologie. |